Kapitänshaus
Am Strom 30

Im April 1908 zeigt sich Munch begeistert von seinem gerade bei Kapitän Peter Voss bezogenen Quartier:

Ich denke jetzt hier lange in Ruhe zu bleiben – Ich habe hier jetzt ein reizend klein Wohnung – lebe ganz regel-mäßig und arbeite überhaupt wenn es mir einfällt. Jetzt werde ich sehen was ich in diesem neuen friedlichen Seelenzustand leisten kann…

Edvard Munch: Bäume am Kanal, 1908 © Munchmuseet Oslo

Er zeichnet mit Umrisslinien in Kohle die Figur (auf Papier). Dann nahm er nach ein paar Stunden die große Leinwand vor und machte es ebenso…

Erst hat er also den Kopf fast fertig gemalt, dann den Hintergrund (violetter Ofen auf gelber Tapete), nachher nach und nach die Figur, und dann immer dazu den Kopf weiterbearbeitet. (Das Bild) ist von einer richtigen Lebendigkeit in Ausdruck und Haltung und Gebärde, wenn man davon bei den fest das Bein haltenden Händen sprechen kann. Die Hände sind, nach meinem Dafürhalten, brillant… ,

so beschreibt Gustav Schiefler Munchs Arbeitsweise beim Porträtieren.

Edvard Munch: Porträt Gustav Schiefler, 1908 © Munchmuseet Oslo

Aber die von Munch in Warnemünde erhoffte seeli-sche Genesung ist nur von vorübergehender Dauer; mit der Zeit werden erneut Zeichen seines labilen Nervenzustandes deutlich. Neue Streitigkeiten mit alten Freunden, Verfolgungsangst und Wahnvorstellungen machen konzentrierte Arbeit und seelische Entspannung unmöglich.

Auch die Flut der Badegäste beraubt ihn seiner wieder-gewonnenen Ruhe. „Ich habe jetzt meine sämtlichen Arbeiten in Warnemünde eingepackt und werde wohl kaum dort mehr weilen. Es ist doch auch ein furchtbar bürgerlicher Ort und paszt eben nicht für mich!“

Im Oktober 1908 verlässt Munch Warnemünde, um sich in einem Nervensanatorium bei Dr. Jacobs in Kopenhagen in Behandlung zu begeben.

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